Frühe Kindheit
Elias Maria Reti entstammt einer ungarisch-jüdischen Familie. Sein Urgroßvater war der ungarische Schachmeister Richard Reti. Sein Großvater, Simon Reti, war ein ungarischer Kommunist. Er und seine Frau, und Elias Marias Grossmutter, Marian Reti, wurden in Ausschwitz ermordet.
Sein Vater Benjamin Reti konnte in der ungarischen Stadt Pécs, versteckt bei einer Bauernfamilie, überleben.
Elias Maria war gerade ein halbes Jahr jung als sein Vater Benjamin, der zu der Zeit ein Medizinstudent war, bei der Großdemonstration der Studenten der in Budapest am 23. Oktober 1956 teilnahm und später als Freiheitskämpfer
bei dem Ungarischerm Volksaufstand teilgenommen hatte.
Als Benjamin Reti im November 1956 über Österreich aus Ungarn floh, hatte er seinen Sohn Elias Maria bei sich.
Im Dezember 1956 wurde Elias Maria bei Bekannten in München untergebracht. Noch im selben Monat reiste Benjamin Reti, trotz Warnungen von Freunden und Bekannten, zurück nach Budapest um so seine Frau Mari Reti aus Budapest zu holen.
Er kehrte nie zurück. Seither ist weder etwas über den Verbleib von Maria Reti, noch von Benjamin Reti bekannt. Beide gelten seit dem als verschollen und Elias Maria Reti als Vollwaise.
Waise / Kindheit
1957 kam Elias Maria Reti in ein Waisenhaus
in München. Im selben Jahr wurde er adoptiert und nach seinen Adoptiveltern in Elias Neumann umbenannt. Seine Adoptiveltern
ließen Elias in dem Glauben, seine leiblichen Eltern zu sein. Als Elias das Schulalter erreicht hatte, begann sein Stiefvater Adolf Neumann, nachdem er aufgrund einer Arbeitsunfähigkeit angefangen hatte massiv Alkohol zu trinken, das Kind zu schlagen. Die überforderte Stiefmutter nahm es schweigend hin.
Zirkus
1969 als Elias, mit dreizehn Jahren, den damals noch unbekannten Maler Georg Baselitz
besuchte, wollte ihm dieser einige malerische Ratschläge geben. Elias wollte sie aber nicht annehmen und wehrte sich mit dem Satz: "Das bewegt mich nicht, was Sie sagen, Herr Baselitz." Georg Baselitz erwiderte: "Und was bewegt Sie Herr Reti?". Elias Reti dreht daraufhin alle Bilder von Baselitz um und sagte: "Das bewegt mich körperlich und seelisch, weil es mich an mein Vorbild den Onkel Hannes erinnert, der ein Zirkusartist ist und ein wirklicher Künstler". Baselitz, den Elias am gleichen Tag noch verließ, soll von dieser Zusammenkunft schwer erschüttert gewesen sein. Er konnte noch Wochen später nicht reden, und wollte niemanden sehen. Zwei Monate danach begann Georg Baselitz, Bilder zu malen auf denen Menschen kopfüber dargestellt waren
(wie Hannes Neumann in seiner Zirkusnummer).
Als Elias vierzehn war (1970) nahm sich seiner sein Onkel Hannes Neumann an.
Hannes Neumann arbeitete in einem fahrenden Zirkus, wo er als Akrobat
beschäftigt war und nahm Elias mit sich mit. Dieser war dort für die Versorgung der Tiere zuständig. Sein damaliger Berufswunsch war Tierarzt.
Die Spezialnummer von Hannes Neumann war es, kopfüber auf einem Seil ein Fahrrad zu fahren. Die Nummer hieß „Hannes stellt die Welt auf den Kopf“.
Hannes und später auch Elias waren die Einzigen, die diese Nummer beherrschten und die mehr als eine halbe Stunde lang kopfüber, ohne dass der Kreislauf ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden war, verbringen konnten.
Sie haben oft zusammen an dem Seil kopfüber gehangen und sich Gedanken darüber gemacht, wie die Nummer noch verbessert werden konnte. Elias hatte damals Hannes vorgeschlagen, kopfüber zu zeichnen und machte seinerseits seine ersten Zeichnungen, die er während seiner Reisen mit dem Zirkus kunstinteressierten Personen zeigte. Darunter ergab es sich auch, dass er in Frankreich Pablo Picasso
kennenlernte, der ein Portrait von ihm als Clown gemacht hatte und dieses gegen eine Zeichnung von Elias Maria Reti mit den Worten „Teile diesen Samen und sähte ihn und Du wirst noch größer unter den Künstlern als je einer vor Dir gewesen ist“ eintauschte. Elias verstand die Aussage so, dass er Picassos Gemälde in ca. ein Quadratzentimeter kleine Fetzen zerschnitt, die er später einzeln auf die Rückseite seiner eigenen Gemälde geklebte hatte. Angeblich war Picasso so wütend über die Zerstörung seines Gemäldes, dass er noch auf dem Totenbett den Namen „Elias Maria Reti“ als letzte Worte, bevor er sein Leben aushauchte, sagte.
Nach Aussage von Elias Maria Reti war Hannes Neumann die einzige und wichtigste Vaterfigur in seinem Leben.
Bild oben: Elias Maria Reti (hinten in der Mitte hockend) inmitten von Studenten von Joseph Beuys 1969.
Kunststudium in Düsseldorf
Am 13. November 1971 stürzte Hannes Neumann während einer Zirkusvorstellung vom Seil und verunglückte tödlich.
Kurz danach erfuhr Elias Maria Reti von seiner wahren Herkunft, zog in eine Kommune in Düsseldorf, die zum Umfeld der Kunstakademie Düsseldorf gehörte, und nannte sich wieder Elias Maria Reti. Anschließend wurde er als jüngster Student (im Alter von nur 15 Jahren) von Prof. Joseph Beuys in dessen Klasse aufgenommen wo er Kunst zu studieren
begann.
DDRAls Joseph Beuys 1972 fristlos von Minister Johannes Rau
entlassen wurde, flüchtete Elias Maria in die DDR. Nach eigenen Aussagen arbeitete Elias Maria von 1972-1974 in einer LPG bei Dresden.
Andere Quellen (Sächsisches Tageblatt vom 22. November 1972) dagegen berichten davon, dass "...ein junger westdeutscher Jungkommunist namens Elias Maria Reti, der erst nach Vollendung des Sechszehnten Lebensjahres und der Flucht in die DDR, von der kommunistischen Abstammung seitens Grossvater Simon Reti erfahren hatte...". Und weiter, Zitat aus der selben Zeitschrift: "Eben dieser westdeutsche Jungkommunist musste erst in die DDR flüchten, um hier sein im Westen verkanntes künstlerisches Talent zu entdecken, und um bei der diesjährigen Ausstellung 'Bildnerisches Volksschaffen' im Museum Albertinum das kunstinteressierte Publikum mit seinen bewegenden Bildern zu bestechen und damit der heimliche Liebling des ostdeutschen Volkes zu werden...".
Aus dieser Zeit ist ein reger Briefverkehr zwischen Elias Maria Reti und seinem Malerkollegen
Gerhard Richter bekannt. So z. B. schreibt und rät Reti in einem seiner Briefe Richter: „Wenn man schon nicht richtig realistisch malen kann, dann muss man es wenigstens gut verstecken. Die leichteste und einfachste Methode dazu ist das Gemalte - so lange die Farbe noch feucht ist - einfach zu verschmieren"…"Einen guten Maler erkennt man nicht daran, was er kann, sondern daran, wie gut er das was er nicht kann, verstecken kann".
Pamir-Expedition1974-1975 nahm Elias Maria Reti an einer Pamir-Expedition
teil, wo er in Kontakt mit Schachspielerkreisen kam. Unter anderem dem ehemaligen Schachweltmeister
Boris Spasski und dem damals zukünftigen Anatoli Karpow. Es tauchten dabei das erste mal Gerüchte über die sogenannte „Gleichheitsformel“ auf, die sein Großvater der Schachgroßmeister Richard Reti entwickelt hat, in deren Besitz Elias Maria Reti bereits zu diesem Zeitpunkt war und um die ein Wettrennen zwischen den USA und der Sowjetunion
entbrannt war.
1975 kehrte Elias Maria Reti, nunmehr mit der polnischen Schauspielerin Danuta Kolarska verheiratet
nach Deutschland zurück, von wo aus die beiden direkt nach New York zogen, was angeblich für diplomatischen Disput zwischen Moskau und Washington gesorgt hatte.
New York
Bis 1980 lebte Elias Maria Reti mit seiner Frau in New York, wo er sehr schnell Kontakt zu Andy Warhol,
Keith Haring, Jean-Michel Basquiat
und Francesco Clemente
fasste und zu deren engsten Freunden
wurde. 1980 kehrte er, angeblich wegen einer Affäre, die seine Frau mit Jean-Michel Basquiat hatte, zurück nach Deutschland, wo er sich zunächst in Köln niedergelassen hatte (anderen Quellen zu Folge kam es zwischen Francesco Clemente und Keith Haring auf der einen Seite und Reti auf der anderen zu einem erbitterten Streit, in dem es darum ging, dass die beiden erstgenannten Arbeiten von Reti, die er nicht verkaufen wollte, gestohlen und an den Galeristen Leo Castelli
(der sie zuvor vergebens bei Reti zu kaufen versucht hatte) für eine horrende Summe verkauft haben sollen. Wieder andere Quellen behaupten, dass die CIA
auf Reti Druck ausgeübt haben sollte, um so von ihm die „Gleichheitsformel“ zu erpressen. Die Formel soll angeblich eine Art Algorithmus
sein, der u. a. Manipulationen im Finanzgeschäft
verhindert und damit einerseits aus Sicht des Ostblocks Gleichheit bedeutet und andererseits - aus Sicht des Kapitalismus - gefährlich ist, weil sie den finanziellen Erfolg und Gewinn verhindert.
Köln
In Köln
angekommen, erregte sein in New York entwickelter „Elias Maria Reti-Stil“ eine sehr große Beachtung und animierte andere Künstler, insbesondere die Kölner Hans Peter Adamski, Peter Bömmels,
Walter Dann
und Jiri Georg Dokoupil
zur Nachahmung. Hieraus entstand die unbekümmerte Malerei, die als "Neue Wilde" in die Kunstgeschichte einging.
1984 wurde Reti zu einer Ausstellung in die DDR eingeladen, zu der er mit seiner Frau Danuta Kolarska reiste. Einige Tage später wurde Danuta Kolarska in einem Hotel in Ostberlin tot aufgefunden. Die ostdeutsche Polizei beschuldigte daraufhin den amerikanischen Geheimdienst, sie ermordet zu haben. Der amerikanische Geheimdienst ließ wiederum verlauten, dass Kolarska eine Doppelagentin
wäre und deshalb vom KGB
beseitigt worden sei.
Klinik
Die Jahre zwischen 1984 und 2008 hatte Reti in einer ostberliner Klinik für psychisch Kranke
verbracht, da er starke Symptome von Schizophrenie
aufwies und unter anderem sich von diversen Geheimdiensten verfolgt und beschattet glaubte. In der Zeit, die Reti in der Heilanstalt verbrachte, hatte er ausführlich die Schachtheorie seines Großvaters Richard Reti
studiert und daraus, wie er meint, die Gleichheitsformel errechnet. Die Züge und Zahlen, die dafür nötig sind, schreibt er seither auf die Rückseite seiner Gemälde.
Originalismus
Ebenfalls (1984 - 2008) während seiner Zeit in der Klinik kam Reti zu der Schlussfolgerung, dass es an der Zeit sei, sich von dem Konservatismus der Kunst zu distanzieren was er daraufhin befolgte indem er den Originalismus erfand. Dem, was er Konservatismus nannte, stellte er die Frische und Naivität des Ursprünglichen
(engl. origin) entgegen. Hierdurch entwickelte er die Kunstrichtung des Originalismus. Originalismus muss laut Elias Maria Reti: "...vor allem naiv sein, aber nicht dumm naiv, sondern frisch und unbekümmert und gleichzeitig sich selbst als das Wichtigste auf der Welt behaupten wie es z. B. die Kinder in ihrer Gegenwart tun, wie es die Art der Gegenwart ist, denn es gibt ja nichts außer der Gegenwart. So wie ein Kleinkind das Blatt Papier, mit dem es gerade spielt, selbstverständlich als das Wichtigste auf der Welt betrachtet, und ohne Mühe und Worte es jedem, der es ansieht vermitteln kann, so soll der Originalimus den Menschen die Kunst vermitteln und so die Kunst wieder dorthinbringen wo sie hingehört“.
Entlassung
2008 wurde er entlassen und lebte zunächst weitgehend isoliert und von der staatlichen Stütze.
Seit 2010 stellt er wieder aus und macht seine Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich. Er selbst meidet aber die Öffentlichkeit und ist so gut wie nie bei seinen Ausstellungen zu sehen.
Das Werk
Reti sagt selbst: "Ich male keine Köpfe, weil ich keine Menschen, die nur Masken sind, sehen möchte." Anderen zufolge ist die Tatsache, dass Reti keine Köpfe malt, ein Ausdruck seiner Kritik an der Anonymität unserer Zeit und es würde ein Zusammenhang zwischen der "Kopfüber"-Zirkus-Nummer von Hannes Neumann und den fehlenden Köpfen auf Retis Gemälden bestehen.
Seit 2010 wird Reti international von mehreren Galerien
vertreten, darunter in den USA, Deutschland und Frankreich.
Reti malt in Serien, die - so wie das Schachbrett aus 64 Feldern, aus 64 Gemälden bestehen. Die Gemälde tragen jeweils den Titel der Serie und eine Nummer als Titel. Daneben befindet sich auf der Rückseite ein Stück Stoff aufgeklebt, das den Resten aus dem geschenkten und zerschnittenen Pablo Picasso Gemälde entstammt. Weiterhin ist die Rückseite eines jeden Reti-Gemäldes mit einem Schachzug (z. B. d2-d4) und einer Nummer versehen.
Sein Werk
besteht mittlerweile aus einigen dutzend Gemälde-Serien, die im Laufe von mehr als drei Jahrzehnten
entstanden sind.
Beispiele Elias Maria Reti Gemälden (sortiert nach den 43 Serien)
Angefangen bei "Hosenwärmer" von 1979 bis "Big Ass" von 2008.
-
-
-
1979 bis 2008 entstanden 42 Serien von Gemälden von Elias Maria Reti zu je 64 Gemälden pro Serie.
Button
-
Gemälde von Elias Maria Reti
Button
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Mehr anzeigen